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Fassadenbekleidungen - Worin liegen die Unterschiede?

VHF | 04. Mai 2022


Die wichtigsten Vorzüge unterschiedlicher Fassadenmaterialien im Überblick


Als Fassadenbekleidung schützen vorgehängte hinterlüftete Fassaden die Außenhülle von Gebäuden wirkungsvoll vor Witterungseinflüssen. Dabei können die standortspezifischen Belastungen hohe Ansprüche an die eingesetzten Materialien stellen. Von HPL und Faserzement über Holz, Metall und Keramik bis zu Glasfaserbeton, Kunststoff und anderen gestalterisch wirkenden Oberflächen stehen Architekten und Verarbeitern vielfältige Optionen zur Verfügung. Der vorliegende Blog-Beitrag gibt einen Überblick über die Eigenschaften und Stärken der wichtigsten Bekleidungsarten.

HPL-Bekleidungen

Fassaden aus Hochdrucklaminat (high-pressure laminate, kurz: HPL) werden aus Kraftpapier gefertigt, das mithilfe von Harz verstärkt wurde. Hersteller von HPL-Fassadenplatten entwickeln diese fortlaufend weiter und arbeiten an beständigeren Materialklassen, die Witterungseinflüssen, Chemikalien und Feuer standhalten. Generell zeichnet sich HPL durch seine harte, bruch- und schlagfeste Oberfläche, eine hohe Biegesteifigkeit, gute Witterungsbeständigkeit und Langlebigkeit aus. In weiten Teilen aus recycelten Materialien gefertigt, ist HPL zudem als ausgesprochen nachhaltig zu betrachten. HPL-Bekleidungen
  • ermöglichen die Fertigung auch größerer Paneele
  • bieten unzählige Gestaltungsoptionen im Hinblick auf Farben und Ästhetik
  • ermöglichen als preisattraktive Alternative zu verdeckten Lösungen eine sichtbare Befestigung der Paneele


Faserzement-Bekleidungen

Faserzement-Paneele werden aus einer Mischung aus Pulp, Zement und Zellulosefasern hergestellt. Der aufgeschlämmte Brei wird zwischen Metallwalzen gegossen, die das Material zu einer dünnen Schicht verpressen und dabei den Feuchtigkeitsgehalt reduzieren. Beim Weitertransport auf dem Band wird den Platten weiteres Wasser entzogen, was sie flacher macht. Anschließend werden sie so lange übereinandergeschichtet, bis die gewünschte Dicke des Paneels erreicht ist, und zur Extrahierung von Feuchtigkeit erneut zwischen Walzen hindurchgeführt. Vor dem abschließenden Brennen der Faserzement-Paneele in einem Druckofen werden die jeweiligen Oberflächentexturen aufgebracht. Faserzement-Bekleidungen
  • ermöglichen die Fertigung auch größerer Paneele
  • sind eine kostengünstige Alternative zu Naturprodukten wie Terrakotta und Porzellan
  • ermöglichen als preisattraktive Alternative zu verdeckten Lösungen eine sichtbare Befestigung der Paneele
  • sind weniger brüchig als Ultrahochdruckbeton (ultra-high performance concrete, kurz: UHPC) oder andere Naturprodukte

Bekleidungen aus glasfaserverstärktem Beton (GFRC)

Glasfaserverstärkter Beton (glass fibre reinforced concrete, kurz: GFRC) ist dem Faserzement ausgesprochen ähnlich. Anstelle von Zellulose kommen hier jedoch Glasfasern zum Einsatz.

Bekleidungen aus Ultrahochdruckbeton (UHPC)

Paneele aus Ultrahochdruckbeton (ultra high pressure concrete, kurz: UHPC) sind Faserzement-Paneelen ebenfalls sehr ähnlich. Zur Verstärkung der Mischung werden hier jedoch Metallfasern verwendet. Die Prozesse der Aufschlämmung, Formgebung und Aushärtung sind stark reguliert und erlauben die Herstellung von Paneelen, die sich durch eine hohe Druckfestigkeit auszeichnen. Wichtige Vorzüge von UHPC-Paneelen sind:
  • UHPC-Paneele absorbieren weniger Wasser als GFRC- und andere Faserzement-Bekleidungen
  • Die Formgebung mithilfe von Gießen ermöglicht eine große Formvielfalt

Fassadenbekleidungen aus Metall

Metall-Verbundmaterialien (metal composite materials, MCM): Kombinationen zweier unterschiedlicher Metalle

Bei der Materialwahl für vorgehängte hinterlüftete Fassaden müssen sich Architekten nicht zwangsläufig auf ein einzelnes Metall beschränken. Um sich die Vorzüge mehrerer Materialien gleichzeitig zunutze zu machen, setzen Architekten mitunter Paneele aus Metall-Verbundmaterialien (MCM) wie etwa ACM (Aluminium-Verbundmaterialien) ein. Derartige Paneele bestehen aus zwei außen liegenden Metallschichten, die in der Mitte mithilfe eines Kunststoffkerns aus z. B. Polyurethan oder Polyethylen verklebt sind und sich durch hohe Feuerbeständigkeit auszeichnen.

Stahl-Bekleidungen

Das Spektrum an Stahlarten für die Fassadenbekleidung ist ausgesprochen umfangreich. Dabei verfügt jede einzelne von ihnen über spezifische Vorteile:
  • Edelstahl:
    Fassadenpaneele aus Edelstahl besitzen eine optisch attraktive Oberfläche. Ihre Außenseite ist mit Chromoxid überzogen und beugt so der Bildung von Rost vor.
  • Galvanisierter (verzinkter) Stahl:
    Anders als Edelstahl wird galvanisierter Stahl mit einer Zinkschicht überzogen, die die Fassadenpaneele vor Witterungseinflüssen schützt. Wichtiger Unterschied zu Edelstahl ist seine Optik, da durch das Verzinken eine dynamische, leicht gesprenkelt wirkende Ästhetik entsteht.
  • Cortenstahl:
    Cortenstahl gilt als wetterfest und schützt somit wirkungsvoll vor Korrosionsschäden. Seine chemische Zusammensetzung unterstützt die Bildung einer schützenden Patina, deren ansprechende Optik an Rosttöne erinnert und in der modernen Architektur optische Akzente setzt. Durch Bewitterung unter der Rostschicht bildet er auf der Oberfläche eine Sperrschicht aus, die eine fortschreitende Korrosion verhindert.


Zink-Bekleidungen

Zink zählt zu den langlebigeren der hier aufgeführten Metalle. Neben seiner hohen Feuchteresistenz zeichnet es sich vor allem durch seine Quasi-Immunität gegenüber UV-Strahlen aus. Darüber hinaus verschwinden kleine Dellen mit der Zeit. Diese Vorzüge machen es besonders geeignet für den Einsatz als Fassadenbekleidung.

Aluminium-Bekleidungen

Der Rostschutz von Aluminium gleicht dem von Stahl. Aluminium ist jedoch im Vergleich deutlich leichter. Dem entgegenzuhalten ist, dass es aufgrund seiner Legierung anfälliger für Kratzer ist.

Titan-Bekleidungen

Das optisch ansprechende Titan zeichnet sich durch sein geringes Gewicht und eine hohe Festigkeit aus. In Abhängigkeit von der jeweiligen Legierung bildet Titan zudem eine Schutzschicht gegen Witterungseinflüsse aus. Zu beachten ist, dass Fassadenbekleidungen aus Titan regelmäßig gereinigt werden sollten, da es andernfalls zu Algenbefall und Fleckenbildung kommen kann. Maßgeblich für Haltbarkeit und Verschmutzungsresistenz ist die Oberflächenqualität der Paneele. Die Reinigung von Titan-Platten kann mithilfe von Hochdruckreinigern erfolgen.

Kupfer- und Messing-Bekleidungen

Sowohl Kupfer als auch Messing werden als Fassadenbekleidung in erster Linie wegen ihrer unverwechselbaren Farbe gewählt. Aufgrund der guten Formbarkeit und des äußerst dekorativen goldenen Farbtons findet Messing dabei u. U. den Vorzug. Kupfer hingegen zeichnet sich durch seine höhere Härte sowie die Möglichkeit zum einfachen Recycling aus.

Keramik- und Stein-Bekleidungen

Stein ist aufgrund seiner einladenden Ästhetik als Fassadenbekleidung beliebt. Zu unterscheiden ist hier zwischen Natursteinfassaden wie Sandstein oder Marmor und Kunststeinfassaden, z. B. aus Keramik. Grundsätzlich gelten beide als vergleichsweise weniger anfällig für Verschmutzung und Verwitterung und reduzieren so den Reinigungsaufwand. Bei ungünstigem Standort und starker Umweltbelastung können stark offenporige Natursteine jedoch zu erhöhter Schmutzanfälligkeit bis hin zu Auswaschungen neigen. In Abhängigkeit vom jeweiligen Glasierverfahren ist zudem die hohe UV-Beständigkeit von Naturstein hervorzuheben. Gegenüber anderen Bekleidungsmaterialien zeichnet er sich nicht zuletzt durch seinen hohen Feuerwiderstand aus.

Terrakotta-Bekleidungen

Bei der Fertigung von Terrakotta-Paneelen wird nasser Ton gepresst, extrudiert oder manuell in die Form eines Paneels gebracht. Anschließend wird das Paneel gebrannt und in seiner Form gehärtet. Falls gewünscht, kann es anschließend glasiert und nochmals gebrannt werden. Das macht die Fertigung von Terrakotta-Paneelen ausgesprochen flexibel:
  • Die Fertigung der Paneele ist in verschiedensten Abmessungen und Mustern möglich. So entstehen einzigartige, mithilfe von Metallen nicht zu erzielende Texturen
  • Die Farbauswahl ist unbegrenzt, die Leuchtkraft der Farben dauerhaft
  • Die Befestigung der Paneele am Baukörper erfolgt in der Regel verdeckt liegend
Anders als eine Reihe anderer Keramik- und Stein-Bekleidungen werden Terrakotta-Paneele mechanisch am Gebäude verankert.

Porzellan-Bekleidungen

Porzellan-Paneele entstehen durch die Mischung von Ton mit anderen Mineralien sowie deren Vermengung mit Wasser. Nach Entfernung der überschüssigen Feuchtigkeit aus der entstandenen Mischung wird diese in eine Form gepresst und dadurch verfestigt. Ähnlich wie Terrakotta-Paneele lassen sich auch Porzellan-Paneele mit einer Glasur beschichten und brennen. Dieses Fertigungsverfahren bietet diverse Vorzüge:
  • Porzellan ist fester und zugleich dünner als gegossener/extrudierter Ton
  • Trotz der grundsätzlichen Artverwandtschaft ist es weniger porös als Keramik, Faserzement oder Terrakotta
  • Das Aufbringen einer Farbschicht erlaubt die Realisierung unterschiedlichster Farben und Texturen
  • Die Befestigung der Paneele am Baukörper erfolgt in der Regel verdeckt liegend
Anders als Keramik-Bekleidungen lassen sich Porzellan-Paneele aufgrund ihrer extrem flachen Form auf der Außenseite verkleben. Für den Einsatz an höheren Bauten kann dies jedoch u. U. hinderlich sein.

Keramik-Bekleidungen

Der Herstellungsprozess von Keramik-Paneelen gleicht demjenigen von Porzellan-Bekleidungen. Das Brennen erfolgt jedoch bei einer niedrigeren Temperatur, und die verwendeten Mineralien und Bindemittel werden mit weniger Druck in die Formen gepresst. Aufgrund ihrer weniger dichten Beschaffenheit ist der Zuschnitt jedoch in der Regel einfacher.

Glas-Bekleidungen

Auch wenn Fassaden-Paneele aus Glas insgesamt seltener eingesetzt werden als andere Bekleidungsmaterialien: Ihr dekorativer Charakter macht sie aus Sicht von Architekten besonders attraktiv. Dank ihrer glatten, glänzenden Ästhetik sind sie gut vor dauerhafter Verschmutzung sowie Graffiti geschützt und damit vergleichsweise wartungsarm. Ebenfalls überzeugend ist ihre hohe Feuchtebeständigkeit.

Photovoltaik-Fassaden

Mithilfe von Photovoltaik-Fassadenplatten lassen sich sowohl bestehende Flächen und Gebäudestrukturen als auch Neubauten für die solare Energieerzeugung nutzen. Anders als Dachanlagen erlauben sie die flexible Integration in das architektonische Konzept eines Gebäudes. Je nach Anwendungsfall können sie wahlweise dezent in das Fassadenbild integriert oder als gezielter Eyecatcher eingesetzt werden. Für optische Akzente sorgen zwei unterschiedliche Systeme: Während in einen Rahmen eingelegte Fassadenplatten der Fassade eine klare, lineare Struktur verleihen, erlauben rahmenlose Systeme die optisch einheitliche Gestaltung der Fassade mit Photovoltaik-Elementen auf der Sonnenseite und farbidentischen Elementen ohne Photovoltaik-Funktion zur Nordseite hin. Zu den Vorteilen von Photovoltaik-Fassaden zählt darüber hinaus die im Vergleich zu Dachanlagen einfachere und spürbar kostengünstigere Montage.

Holz-Bekleidungen

Holz-Bekleidungen – auch als Holz-Wetterschutz bezeichnet – sind ebenso kostengünstig wie hochattraktiv. Hier steht Planern und Architekten ein breites Spektrum an Hölzern von Eiche bis Zeder zur Verfügung. Ergänzend lässt sich die Fassadenbekleidung mithilfe von kunstvollen Mustern gestalten, die für ein unverwechselbares Erscheinungsbild sorgen.
Zu den großen Vorteilen von Holz zählt nicht zuletzt seine hohe Umweltfreundlichkeit: Als 100% nachwachsender Rohstoff kann Holz über FSC- und PEFC-zertifizierte Lieferanten bezogen werden, die dafür bürgen. Durch seine Fähigkeit, Kohlenstoff aus der Atmosphäre aufzunehmen, trägt Holz darüber hinaus zur Begrenzung der Erderwärmung bei.

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